Jürgen Reble | Instabile Materie (1995) | Publications |
SynopsisThis film is made by some beautiful and unique alchemical transformations of the film material itself. It is a visual expedition into the world of matter, which shows the bizarre richness of the smallest particles floating in the film emulsion. The crystals' constantly changing structures, enriched by the textures, bring about an almost tactile experience, a visual expression of its own base matter. (Jürgen Reble) PreviewGermany 1995, 16 mm, 73 minutes, color, optical sound Pemiere: Metropolis Kino Hamburg, 30.08.1995 Distribution: Light Cone, Paris, prints in: |
DeutschAngeregt durch die physikalische Grundlagenforschung im Elementarteilchenbereich entstand diese visuelle Expedition ins Reich der Materie. Der bizarre Formenreichtum kleinster Partikel, treibend in der Filmemulsion, wird gegen das Licht gehalten "Über das Kino Jürgen Rebles" / Marco Farano / Turin 2000 In "Instabile Materie" scheinen Ton und Bilder hingegen vereint abzulaufen. Das Bild hat hier jeden repräsentativen und figurativen Aspekt verloren und ergießt sich wie der kontinuierliche Fluß einer Farbfläche über die gesamte Leinwand. Dieser wird regelmäßig durch lange Pausen von Dunkel unterbrochen, als ob die in einigen vorherigen Werken benutzten Zwischentitel verstummt wären. Unterbrochen wird er auch vom zeitweiligen Auftauchen von mehr oder weniger gut erkennbaren Formen einiger Objekte, die ursprünglich auf den Filmstreifen imprimiert waren, jedoch keine in einen perspektivisch illusionistischen Raum versetzten Bilder mehr ergeben, sondern Spuren, die Fossilien oder Felsenmalereien ähneln. Es ist schwer ein Äquivalent zu dieser Arbeit zu finden, sei es im Kino oder in den bildenden Künsten. Es fehlt hier - um ein paar Kunstrichtungen anzuführen, die an Rebles Arbeit erinnern könnten - jener Hinweis auf die Gestenhaftigkeit, die das Action-Painting charakterisiert und die Werke des malerischen Informellen weisen nicht jenen Effekt lichter Tiefe vor, die hier durch das Lichtspiel auf dem Emulsionsmaterial erzeugt wird. Dennoch kann eine Gegenüberstellung mit dem Werk Brakhages aus der ersten Hälfte der neunziger Jahre nützlich sein. Er stellte seine Arbeiten her, indem er direkt auf das Filmmaterial malte. In einigen dieser Filme, die wie die Mehrzahl seiner Werke stumm sind, schreibt er sich im Vorspann selbst die Rolle des Komponisten zu und Sam Bush, der ihm bei der Arbeit mit der optischen Druckmaschine zu Hilfe war, die des visuellen Musikers. Auch hier haben wir ein unförmiges Fließen der Farben, das ab und zu vom Auftauchen vage erkennbarer Formen unterbrochen wird und im Resultat oft dem Rebles sehr ähnelt. Die Bilder besitzen dennoch einen vollkommen anderen Rhythmus und eine verschiedene Lichtqualität. Brakhages Bilder sind ein Aufeinanderfolgen von Farb- und Lichtblitzen und die Figuren, die wir in ihnen zu erkennen meinen, ähneln eher Phantasmen oder geistigen Projektionen. Bei Reble währenddessen meint man die kontinuierlichen Manifestationen einer materiellen Oberfläche zu beobachten, mit Effekten, die zeitweise illusorischer sind als die Brakehages. "Instabile Materie" endet mit dem einzigen realistischen Bild des ganzen Film: Während die von Köner produzierten Töne des unter Wasser befindlichen Gongs sich in einen Chor aus weiblichen Stimmen verwandeln, taucht in einem Dunkelrot das Gesicht eines Kind auf, das ernst eine Leinwand beobachtet, die in Flammen steht. Es senkt den Blick und hebt ihn von Neuem. Der komplette Text in deutsch und italienisch (Sul cinema di Jürgen Reble) befindet sich in der Bibliography. |
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