Film- und Klanginstallation
mit chemischer Infusion
Drei Filmprojektoren werden
in einem gleichseitigen Dreieck am Boden des Raumes installiert. Sie sind wie
Teleskope gen Himmel gerichtet. Vor den Objektiven bewegen sich rotierende Scheiben,
die den Projektionsstrahl rhythmisch hindurchfließen lassen. Die drei
Projektionen treffen sich im Mittelpunkt der Decke, wo sie harmonisch pulsierend
ineinanderblenden. Es tauchen kosmische Bilder auf, begleitet von abstrakten
Passagen, die immer wieder ins Schwarz zurücksinken.
Die Filmschleifen durchlaufen
den Raum über den Boden bis zur Decke und zurück in Form eines Segels.
Dabei wandern sie an einem Infusionsschlauch vorüber, aus dem pro Minute
ein Tropfen einer Bildsilberätzenden Chemikalie in die Filmemulsion einsickert.
Dadurch wird ein Prozess der Bildauflösung stetig vorangetrieben. Durch
große Lupen kann der Einfluß am Boden beobachtet werden.
Aus dem Lichtton der Filmperforation
gestaltet sich eine atmosphärisch verdichtete Klangwolke, die durch leichte
Schwankungen im Gesamtsystem ständig neue Konturen annimmt. Sie schwebt
über dem gesamten Raum. Zudem entstehen lokale Tonereignisse unter Haufen
von Salzen und Filmgranulat: Leise, rhythmisch schabende Klänge, die die
Eigenschaften der Rohmaterialien reflektieren.
Das galaktische Zentrum
ist ein Laboratorium. Am Anfang der Ausstellung werden die Infusionshähne
geöffnet, das Experiment kann beginnen. Der Verlauf der Ausstellung wird
bestimmt durch die Phänomene des fortschreitenden Prozesses: Die schwarzen
Partien des Bildes werden Punkt für Punkt aufgelöst. Die in der Emulsion
schwimmenden Partikel ordnen sich in immer wieder neuer Konstellation auf dem
Bildträger an - all das ist wahrnehmbar und präsentiert sich als Schauspiel
des Makrokosmischen Weltuntergangs bei gleichzeitiger Neuschöpfung des
Mikrokosmos. Der Film und sein Apparat als Medium offenbahrt seine Qualitäten.
Man kann in ihn hineinsehen, hören und sogar riechen - man sieht ihn rapide
altern! Und ganz nebenbei entfesselt er einen sich ständig verändernden
Bilderfluß und verwischt dabei völlig die Grenzen zwischen Zerstörung
und Erschaffung. (Jürgen Reble 1996)
Video Documents:
Recording Verona 1994, Setup and Installation, 1:32 min.
Recording Utrecht 1996, 4:09 min.
History / Selection of Exhibitions
1993.10.28-31 - Bremen Künstlerhaus am Deich *
1994.07.23-30 - Verona Maggazini Generali *
1995.01.12-02.05 - Hannover Eisfabrik *
1996.03.26-04.02 - Marseille Alhambra **
1996.05.15-19 - Utrecht Galerie Begane Grond **
1996.09.26-10.20 - Bremen Galerie im Buntentor *
A variation titled Anaglyph:
2000.06.01-05 Torino
Officine Grandi Riparazioni **
* Gruppenausstellungen: Das perforierte Partikelprojekt
** Sound Installation: Thomas Köner
Zeichnung: Jürgen Reble
Catalog text Impakt Festival 1996 (english)
Katalogauszug Bremen, Künstlerhaus am Deich 1993
Über die Ausstellung "Locomotiva Cosmica", Verona 1994
Text: Aurora Fornuto und Marco Farano:
Im mittleren, kreisrunden Kuppelsaal entfesselt das Galaktische Zentrum einen.sich ständig verändernden Bilderfluß und verwischt vollständig die Grenzen zwischen Zerstörung und Erschaffung. Der Tropf, normalerweise zur Heilung im Krankenhaus eingesetzt, enthält hier Säure, die auflöst - und erschafft: Sie erschafft Bilderfetzen, ein Bild des Todes: Am Ende wird der Film zerstört sein, weiß wird gewinnen. Am Ende steht die Erschaffung des Kosmos - oder seine Zerstörung. Schauspiel des Weltuntergangs und Weltuntergang des Schauspiels.